Ostern in Kalabrien: die Feste, die Sie nicht verpassen sollten

Haben Sie schon einmal daran gedacht, Ostern in Kalabrien zu verbringen? Es ist der beste Weg, die Region in der Nebensaison zu erleben und einige der tiefsten und volkstümlichsten Aspekte der kalabrischen und mediterranen Spiritualität kennenzulernen.

Zwischen Düften, Farben und Aromen des Frühlings sind die Riten der Karwoche in Kalabrien von einem uralten Zauber durchdrungen, der das Heilige und das Weltliche miteinander verbindet und alle, die daran teilnehmen, in eine Atmosphäre der Gemeinschaft einbezieht.

Von Nord bis Süd werden jahrhundertealte Traditionen gepflegt, die wahre Momente der Heiligkeit zwischen Menschen und Natur darstellen und zugleich die Gebräuche und Sitten einiger der wichtigsten ethnischen Minderheiten Süditaliens wieder aufleben lassen.

Unter den Osterbräuchen Kalabriens sind jene der italo-albanischen (arbëreshë) Gemeinden besonders beeindruckend.

Die Albaner kamen zwischen dem 15. und 18. Jahrhundert nach Kalabrien, um der osmanischen Invasion in ihrer Heimat zu entkommen. Sie ließen sich vor allem in der Provinz Cosenza, aber auch in anderen Teilen der Region nieder.

Ihr religiöses Ritual folgt dem griechisch-byzantinischen Ritus. Ein Besuch der arbëreshë-Dörfer in Kalabrien während der Karwoche (Java e Madhe) bedeutet, aktiv an einem der bedeutendsten Momente der Gemeinschaft teilzunehmen.

Das arbëreshë-Ostern (Pashkët) ist ein prachtvolles Ereignis, das in den traditionellen Vallje kulminiert: Tänze des Sieges und der Befreiung, bei denen die Tänzer traditionelle, farbenprächtige Trachten (in Fuchsia, Gold und leuchtendem Grün) tragen, geschmückt mit Schmuck und Goldarbeiten. 

Die Vallje werden halbkreisförmig in Ketten getanzt und ziehen singend durch die Straßen des Dorfes, begleitet von epischen Liedern über den Widerstand gegen die Türken, Liebesgeschichten und Legenden von Leben und Tod. Das bekannteste dieser Lieder ist das „Skanderbeg-Lied“, das am Osterdienstag gesungen wird.

Auf den Tischen dürfen auch die typischen „Jova di Pasqua“ nicht fehlen – die rot gefärbten Ostereier des östlichen Ritus. 

Unter den eindrucksvollsten, und wohl auch blutigsten, Osterbräuchen in Kalabrien befindet sich das Ritual der „Vattienti “ (der Büßer oder Geißler), das in den Dörfern Nocera Terinese (CZ) und Verbicaro (CS) gefeiert wird.
Die ersten Zeugnisse stammen aus dem 17. Jahrhundert, und das Ritual wird bis heute nahezu unverändert praktiziert:

Der Vattiente von Nocera Terinese trägt ein schwarzes Hemd und Shorts, die Beine sind nackt für die Selbstgeißelung, die mit zwei symbolischen Werkzeugen durchgeführt wird: dem „Cardo“ und „Rosa“.

Der Cardo ist ein Stück Kork, in das 13 Glasscherben eingelassen sind (die 12 Apostel und Christus darstellend). Rosa ist ein glattes Korkstück, mit dem man zuvor die Haut schlägt, um sie auf die Blutung vorzubereiten.
 

Das Blut, wesentliches Symbol der christlichen Passion, fließt reichlich durch die Straßen des Prozessionszugs, der die Prozession der Schmerzensmutter („Processione della Madonna Addolorata “) am Karsamstag begleitet. Ein ähnliches Ritual findet in Verbicaro statt, jedoch am Gründonnerstag.

Diese Form der Buße und Hingabe ist ein starkes Erlebnis – nicht für Zartbesaitete –, aber Ausdruck einer uralten Frömmigkeit, die tief in der Identität und dem Volksglauben Kalabriens verwurzelt ist.

Zwischen Sakralem und Profanem steht auch das Ritual der „Persephoni“ von Bova (auch „Pupazze“ genannt).

Wir befinden uns im Herzen der sogenannten Bovesìa, der griechischen Sprachinsel in der Provinz Reggio Calabria, wo noch heute das alte Griechisch Kalabriens gesprochen und die Gebräuche, Küche und Kultur der griechischen Minderheit bewahrt werden.

In diesem griechisch-kalabrischen Dorf, das zu den „Borghi più Belli d'Italia“ („Schönsten Dörfern Italiens“) gehört, erklingen die Laute einer uralten Sprache und man erlebt einzigartige Traditionen, wie die Prozession der Persephoni am Palmsonntag, ein Ritual, das auf die Wiedergeburt der Felder im Frühling verweist.

 Mythos und Magie sind der legendären Gestalt der Persephone (Kora) entlehnt – dem schönen Mädchen, das in die Unterwelt hinabstieg, um die Gemahlin des Hades zu werden. Durch ihre Abwesenheit verurteilte sie die Erde zu sechs Monaten des Winters und der Kälte, ließ sie jedoch in den folgenden sechs Monaten wieder erblühen, wenn sie zurückkehrte, um ihre Mutter Demeter zu besuchen.

In den engen Gassen von Bova (chòra tu Vùa) verbindet sich dieser Mythos mit dem christlichen Osterfest: Die Pupazze, weiblich geformte Figuren aus geflochtenen Olivenzweigen, geschmückt mit frischen Früchten und Blumen, werden in Prozession getragen. Demeter und Persephone, geschmückt mit frischen Früchten und wilden Blumen, haben freien Zugang zur Chiesa San Leo: ein paar Tropfen Weihwasser, eine Spur von Weihrauch, und schon verwandelt der Priester die „Pupazze“ in christliche Wesen.

Anschließend sollten Sie unbedingt die typische „ Lestopitta“ und andere griechisch-kalabrische Spezialitäten aus Mais und Bergamotte DOP von Reggio Calabria probieren – begleitet vom Klang der kalabrischen Lyra.

Zu den unverzichtbaren Riten der Karwoche in Kalabrien gehören auch die Traditionen von Badolato am Karsamstag und Ostersonntag. 

Badolato, eines der „ Borghi più Belli d'Italia“ („Schönsten Dörfer Italiens“) in der Provinz Catanzaro, ist berühmt für seine Karsamstagsprozession, die den ganzen Tag dauert. Die Prozession des Karsamstags in Badolato ist eine Darstellung der Passion Christi, an der Hunderte von Darstellern teilnehmen.

Der Zug beginnt am frühen Morgen im historischen Ortskern auf dem Hügel und zieht bis spät in die Nacht durch enge Gassen, kleine Plätze mit Meerblick und die Kirchen des Dorfes, darunter die Chiesa dell'Immacolata und das Convento degli Angeli auf dem gegenüberliegenden Hügel. Die Prozession umfasst römische Soldaten, Büßer und Juden, die die verschiedenen Stationen des Kreuzwegs darstelle.

Die Osterfeierlichkeiten in Badolato enden am Sonntagmorgen mit der traditionellen „Cumprùnta“.

Kommen Sie und entdecken Sie alle Osterriten Kalabriens, Ausdruck einer uralten Kultur, die noch heute Herzen berührt und Emotionen weckt.