Albaner aus Kalabrien: Eine Route durch die arbëreshë-Gemeinden
Reise in die italo-albanische Kultur und Folklore

Tradition und Folklore
Regione Calabria
Kalabrien war schon immer ein gastfreundliches Land, offen für Völker und Kulturen, die es seit Jahrhunderten durchqueren. Von Norden bis Süden beherbergt die Region drei ethnische Minderheiten, die sie mit Sprachen, Gebräuchen und Traditionen bereichern, die es zu entdecken gilt.
Unter diesen sind die italo-albanischen (arbëreshë) Gemeinschaften, die sich auf die Provinzen Cosenza, Catanzaro und Crotone verteilen, ein wichtiger Bezugspunkt für alle Albaner in Kalabrien. Sie versammeln sich um ihre jeweiligen Eparchien, die zentralen territorialen Zentren des griechisch-byzantinischen Ritus.
Die Arbëreshë-Gemeinschaft in Kalabrien
Die Geschichte der Arbëreshë-Gemeinschaft in Kalabrien hat einen präzisen Ursprung. Sie erzählt zunächst vom Drama und später von der Wiedergeburt der albanischen Flüchtlinge, die ab dem späten 14. Jahrhundert (mit dem Fall des Byzantinischen Reiches) und in größerer Zahl im 15. Jahrhundert vor der türkischen Verfolgung in ihrer Heimat flohen. Damals schenkte Alfons von Aragon ihnen verschiedene Gebiete als Dank für die Unterstützung des albanischen Fürsten Georg Kastrioti Skanderbeg während der Verschwörung der Barone im Jahr 1448.
Zu dieser Zeit begannen die albanischen Bevölkerungsgruppen, die aus dem Süden Albaniens und dem Norden Griechenlands stammten, in die Gebiete des ehemaligen Königreichs Neapel zu ziehen.

Heutzutage sind die Albaner von Kalabrien eine stolze Gemeinschaft, eine des größten Italiens, die es geschafft hat, ihre eigene kulturelle Identität über Jahrhunderte hinweg durch Gebräuche, Sprache, Religion und Gastronomie zu bewahren – und diese gerne mit Touristen und Besuchern zu teilen.
Eine Reise durch die albanischen Gemeinden Kalabriens ist eine echte Eintauchung in eine „fremde“ Kultur, die es ermöglicht, Orte, Farben, Düfte und orientalische Traditionen zu entdecken, ohne Italien zu verlassen.
Einige dieser Dörfer gehören sogar zu den „Borghi più Belli d'Italia“ (Schönsten Dörfern Italiens) und sind einen Besuch wert.
In der Provinz Cosenza, neben der Eparchie Lungro, lohnt sich ein Besuch in Civita, einer Ortschaft mit vielen Einzigartigkeiten. Civita, eingebettet in den Nationalpark Pollino, wird wegen der gleichnamigen antiken Brücke auch das „Paese del Ponte del Diavolo“ (Dorf der Teufelsbrücke) genannt und ist berühmt für die sogenannten Kodra-Häuser. Der Begriff, der sich auf den albanischen Maler Ibrahim Kodra bezieht, beschreibt eine einzigartige architektonische Besonderheit des Dorfes: kleine anthropomorphe Häuser mit einem menschenähnlichen Gesicht. Zu den Sehenswürdigkeiten, die man nicht verpassen sollte, gehört das „Museo Etnico Arbëreshë“ (Ethnische Museum Arbëreshë), das Zeugnisse der byzantinischen religiösen Tradition und der bäuerlichen Welt sammelt, darunter eine alte Seidenmühle, die vom Wasserlauf des Raganello angetrieben wurde.

Bleiben wir in der Provinz Cosenza, die die größte Konzentration an arbëreshë-Dörfern in Kalabrien beherbergt. Liebhaber traditioneller albanischer Trachten können die dazugehörigen Kostümmuseen in Vaccarizzo Albanese, Santa Sofia d’Epiro und Frascineto besuchen – Ortschaften, die sich aktiv für den Erhalt von Gebräuchen, Riten, Folklore und Festen einsetzen.
In der Provinz Crotone sind die albanischen Traditionen heutzutage noch in den Ortschaften Carfizzi, Pallagorio und San Nicola dell’Alto lebendig. Eine besondere städtebauliche Eigenschaft dieser und anderer albanischer Ortschaften (einschließlich derer in der Provinz Cosenza) ist ihre unverwechselbare Struktur: die Gjitonia.
Worum es da geht? Der Begriff verweist auf die matriarchale Organisation des Raums, die für den Orient und den Mittelmeerraum typisch ist. In den arbëreshë-Siedlungen entspricht dies einem spezifischen städtebaulichen Schema: kleine Häuser, die halbkreisförmig um ein Haupthaus (die sogenannte „casa signorile“) angeordnet sind und sich um einen zentralen Platz oder eine kleine Straße gruppieren – den sozialen Mittelpunkt des Dorflebens und seiner Rituale.
Auch die Provinz Catanzaro beherbergt albanische Gemeinschaften, darunter Caraffa, Vena, Zangarona, Gizzeria, Andali und Marcedusa, kleine Dörfer mit antiker Geschichte.

Sprache, Riten, Gebräuche und Gastronomie
Die Arbëreshë-Sprache ist eine Variante des alten toskischen Dialekts (arbërisht), der im Süden Albaniens gesprochen wird und mit italienischen Begriffen vermischt ist. Laut den neuesten Schätzungen. Die Sprache wird vor allem in den Dörfern Lungro, Acquaformosa, Civita, Frascineto und San Demetrio Corone bewahrt.
Besonders San Demetrio Corone ist seit 1794 Sitz des „Collegio Italo-Albanischen von Sant'Adriano“, einer bedeutenden religiösen und kulturellen Institution zur Bewahrung des östlichen Ritus und der nationalen Traditionen – ein echtes Symbol der albanischen Identität. Die Fraktion Macchia Albanese ist der Geburtsort von Girolamo De Rada, dem großen arbëreshë-Dichter und Vater der modernen albanischen Literatur. Außerdem findet in San Demetrio Corone jährlich „Il Festival della Canzone Arbëreshe“ (das Festival des Arbëreshë-Liedes) statt.

Besonders beeindruckend sind die religiösen Feste der albanischen Karwoche (Java und Madhe) und der albanischen Ostern (Pashkëvet), die idealen Reisezeiten für einen Besuch der arbëreshë-Dörfer Kalabriens darstellen, neben dem berühmten Karneval (Karnivalli).
Während dieser Feste füllen sich die Straßen mit jungen Menschen, die zu den Klängen von Dudelsäcken und Akkordeons alte Gedichte und traditionelle Lieder (Vjershë) vortragen und typische Tänze (Vallije) aufführen.

Was sollten Sie unbedingt probieren? Neben zahlreichen typischen Gerichten der albanischen Küche sollte man sich das Mate-Ritual („riti i matit“) nicht entgehen lassen. Obwohl Mate ursprünglich nicht arbëreshë, sondern argentinisch ist, verweist es in Lungro auf den kulturellen Austausch durch Migrationsströme.
Was benötigt man für das Mate-Ritual? Der Kungulli, ein Behälter aus einem ausgehöhlten Kürbis, der Pumbixhin, ein Metallstrohhalm und die Çikullatera, der Wasserkocher. Die Zubereitung ist einfach: Zuerst wird das Wasser erhitzt. In den Kungulli gibt man ein Stück Glut und eine getrocknete Orangenschale. Dann fügt man Zucker hinzu, gießt das heiße Wasser darüber und trinkt den Aufguss durch den Pumbixhin.
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