Ausflug nach Civita, eines der Schönsten Dörfer Italiens

Entdecken Sie Civita, das Arbëreshë-Dorf mit den „sprechenden Häusern“

Civita panorama

Kunst und Kultur

Regione Calabria

Wussten Sie, dass es in Kalabrien ein Dorf namens Civita (Provinz Cosenza) gibt, in dem die Häuser „sprechen“ und Sie anzublicken scheinen? Keine Sorge – es handelt sich weder um einen Horrorfilm noch um ein dunkles Märchen, sondern um eine ganz besondere Form von Kunst.

Erfahren wir gemeinsam, warum Civita in Kalabrien zu den „Borghi più Belli d'Italia“ („Schönsten Dörfern Italiens“) gehört und was es mit seinen „sprechenden Häusern“ (oder „Kodra-Häusern“) auf sich hat.

Was man in Civita sehen und erleben kann

Das Dorf Civita, im Pollino-Gebirge, gehört offiziell zu den „Schönsten Dörfern Italiens“ und liegt in mitten der herrlichen Landschaft der Naturschutzreserve Gole del Raganello, im Nationalpark Pollino – ein Paradies für Naturliebhaber. Civita ist zudem eine der ältesten Arbëreshë-Gemeinschaften (italienisch-albanischen) Italiens, deren Traditionen sich in der Dorfstruktur, der Sprache, dem Glauben und im ganzjährigen Volksbrauchtum widerspiegeln.

Spazieren wir durch die Gassen und entdecken den Aufbau einer typischen „gjitonia arbëreshë“ – einer traditionellen Altstadt, das aus kleinen Häusern besteht, die halbkreisförmig um ein „Mutterhaus“ und einen kleinen Platz angeordnet sind, dem Zentrum des sozialen Lebens. Fühlen Sie sich beobachtet? Nun, hier haben die Häuser tatsächlich Augen – und sogar eine Nase und einen Mund! Das sind die sogenannten „Kodra-Häuser“ (oder „sprechenden Häuser“), benannt nach dem albanischen Künstler Ibrahim Kodra. Diese anthropomorphen Fassaden erinnern an den Stil seiner Gemälde. Und die Schornsteine? Auch sie sind ein Markenzeichen von Civita: in ihrer länglichen, oft kunstvoll gestalteten Form (jede Familie hat ihren eigenen Stil) bewahren sie uralte Legenden und Aberglauben, die mit dem Vertreiben böser Geister verbunden sind, oft identifiziert mit dem kräftigen Wind, der durch die Gassen von Civita am Pollino fegt.

Die Eindrücke hören hier nicht auf! Was sollte man in Civita auf keinen Fall verpassen? Eines der bekanntesten Wahrzeichen ist die legendäre Teufelsbrücke („Ponte del Diavolo“), die die beiden Ufer des Raganello-Baches verbindet. Wie alle „Teufelsbrücken“ Italiens ist auch jene von Civita mit einer alten Legende verknüpft: Der Teufel selbst soll sie gebaut haben, im Tausch gegen die Seele der ersten Person, die sie überqueren würde. Doch die erste, die den Übergang wagte, war ein Schaf, woraufhin der Teufel aus Zorn in den Bach stürzte und in einer grauen Rauchwolke verschwand. Heute ist die Brücke ein unvergesslicher Aussichtspunkt über das gesamte Tal – ideal für einen Stopp während einer Wanderung oder Trekkingtour.

Im historischen Zentrum von Civita lohnen sich Besuche der Cappella di Sant’Antonio, der Chiesa Santa Maria della Consolazione (16. Jh.) und der Chiesa Santa Maria Assunta, ein prachtvolles Beispiel barocker Architektur mit griechisch-orientalem Grundriss: nach Osten ausgerichtet, reich an Symbolen des byzantinischen Ritus, darunter die Ikonostase (die den Altar vor den Gläubigen verbirgt) und die Ikonen Christus Pantokrator (der Allmächtige) und Maria Odigitria (diejenige, die führt).

Nicht verpassen sollte man außerdem das Museum der Seidenspinnerei („Museo della Filanda“), eine alte Mühle, die vom Lauf des Raganello angetrieben wurde und noch heute Maschinen deutscher Herstellung aus dem späten 19. Jahrhundert beherbergt, sowie das Landschaftsökologische Museum des Raganello-Tals („Ecomuseo del Paesaggio“), untergebracht im historischen Palazzo Castellano. Was können Sie in Civita sul Pollino unternehmen? Wenn Sie Natur und Adrenalinsport lieben, sind Sie hier genau richtig: In Civita können Sie Rafting in Kalabrien erleben oder an aufregenden Wanderungen in den Raganello-Schluchten und im restlichen Pollino-Nationalpark teilnehmen

Ponte del Diavolo, Civita
© Ponte del Diavolo, Civita - Regione Calabria

Die Arbëreshë-Gemeinschaft von Civita

Das Dorf Civita in Kalabrien gehört zu den ältesten Bewahrern der Arbëreshë-Minderheit in Italien. Der östliche Einfluss zeigt sich nicht nur in der Architektur der Häuser und Sakralbauten, sondern auch in den griechisch-byzantinischen Liturgien, in der Sprache, in den Tänzen und Gesängen, die vor allem zu Ostern gefeiert werden, dem sogenannten „Arbëreshë-Ostern“, das 40 Tage nach dem katholischen stattfindet.

Ein Beispiel? Wenn Sie Civita während der Karwoche besuchen, können Sie die eindrucksvollen „Vallje “ (auch „Ridde“) erleben – traditionelle albanische Tänze, die die Kriegsstrategie des Nationalhelden Gjergj Kastrioti Skanderbeg gegen die osmanische Armee nachstellen. Nicht zufällig „fängt“ der kreisförmige Vallja-Tanz das Publikum symbolisch ein und zieht alle in ein farbenfrohes Fest hinein.

Zu diesem Anlass tragen die Bewohner ihre traditionellen Arbëreshë-Trachten, die man auch im Ethnographischen Arbëreshë-Museum („Museo Etnico Arbëreshë“) bewundern kann. Dort sind das ganze Jahr über Alltagsgegenstände, traditionelle Kleidung und prächtige Goldschmuckstücke orientalischer Prägung ausgestellt, eine der schönsten byzantinischen Sammlungen in Italien.

Vallje arbereshe
© Regione Calabria

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Letztes Update: 6. Nov 2025 14:36